Der Sozialatlas des Landkreises Garmisch-Partenkirchen
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Pflege ohne Fixierung: Der Werdenfelser Weg


Freiheitsberaubende Fixierungen wie etwa Bauchgurte oder Bettgitter sind in vielen Pflegeeinrichtungen leider noch immer Realität. Mit dem sogenannten Werdenfelser Weg könnte das unmenschliche An’s-Bett-Fesseln, das nicht selten psychische und physische Verletzungen nach sich zieht, bald der Vergangenheit angehören.

Der Werdenfelser Weg ist eine Initiative, die im Jahr 2007 im Landkreis Garmisch-Partenkirchen ins Leben gerufen wurde. Ihr Ziel ist es, die Fixierung von Menschen in Pflegeheimen, die für die Betroffenen oft schmerzhaft ist und die von Angehörigen oft als unmenschlich empfunden wird, auf ein Minimum zu reduzieren – oder sogar ganz zu vermeiden. Die Entwickler und treibenden Kräfte dieser Initiative sind der Leiter der zuständigen Betreuungsbehörde am Landratsamt, Josef Wassermann, und Amtsrichter Dr. Sebastian Kirsch. 
 
Ausgangspunkt des Werdenfelser Weges war die Beobachtung, daß Fixierungen in Kauf genommen wurden, obwohl sie schon zu schweren Unfällen führten: So fielen beispielsweise Menschen aus dem Krankenbett, verhedderten sich dabei in den Fixierungsgurten, und konnten sich aus eigener Kraft nicht mehr befreien.  Viele Menschen starben sogar in derartigen Situationen, wie Untersuchungen z. B. in München, bestätigen. In unserem Landkreis ist es glücklicherweise zu keinen derart schlimmen Ereignissen gekommen. 
 

Trotz dieser teils dramatischen Fälle halten noch immer viele Heime  in der Republik an dieser Praxis fest. Einerseits haben sie Angst vor Regressansprüchen, andererseits ist das Pflegepersonal häufig überlastet und geht mit Fixierungen lieber auf  "Nummer Sicher".
 
Der Werdenfelser Weg will nicht nur das Bewußtsein für alternative, ungefährliche Pflegemethoden aufzeigen, sondern ist insbesondere ein verfahrensrechtlicher Ansatz:  Geht beim Amtsgericht ein Antrag auf Fixierung ein, wird automatisch ein speziell für dieses Thema geschulter Verfahrenspfleger hinzugezogen. Dieser Pflegespezialist verfügt über Pflege - und Rechtswissen und lotet Alternativen zur Fixierung aus. Somit haben Angehörige von Anfang an auch fachspezifischen Beistand.
 
Kurzfristiges Sicherheitsdenken wird durch den Werdenfelser Weg also zugunsten von Lebensqualität abgelöst – eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Die Initiative aus unserem Landkreis ist mittlerweile im gesamten Bundesgebiet in Fachkreisen bekannt. In mehr als 100 Landkreisen wird der Werdenfelser Weg mittlerweile erfolgreich angewandt, weitere knapp 100 Kreise und Städte zeigen Interesse. Auch überregionale Medien wie etwa die Frankfurter Allgemeine Zeitung oder der Fernsehsender ZDF berichteten über diesen Selbstläufer.
 
Im Jahr 2012 erhielt das Projekt den Janssen Zukunftspreis als Leuchtturminitiative im Gesundheitswesen. Außerdem wurde der Werdenfelser Weg im Jahr 2013 vom Bayerischen Staatsministerium als wichtiger Vertreter der Gesundheitsregion Garmisch-Partenkirchen ausgezeichnet.

Mehr Informationen:

Landratsamt Garmisch-Partenkirchen – Betreuungsstelle (Visitenkarte öffnen)
Olympiastraße 10 | 82467 Garmisch-Partenkirchen
Telefon: 08821 / 751-259 | Fax: -8379
josef.wassermann@lra-gap.de | www.lra-gap.de